Blogpost: Daten zeigen, dass Elektromobilität sich durchsetzt – und wie schädlich Politik in Deutschland sein kann

Für ein neues Buch habe ich kürzlich die Daten für Neuzulassungen von Autos angesehen. Wenn man sich die Daten hinsichtlich logistischem Wachstum sich ansieht, ist ganz klar erkennbar: Elektroautos setzen sich weltweit durch, die in Deutschland gesäten Zweifel sind ruinös, und das Verbrenneraus wird noch vor 2035 ganz von selbst eintreten, ganz ohne Politik. Mehr dazu und zum logistischen Wachstum in diesem Blogpost.

Es ist eigentlich nichts Neues, und physikalisch plausibel – Elektroautos verdrängen den Verbrennungsmotor. Aus gutem Grund: Strom ist viel effizienter als Verbrennung, wie schon in diesem Blogpost erklärt (auch als Video).

Dabei erfolgt die Verdrängung einer charakteristischen Art und Weise – nämlich dem logistischem Wachstum, wie man es auch aus der Populationsdynamik kennt. Inspiriert wurde ich dabei von Russ Conser‘s Analysen zu Durchbruchsinnovation auf LinkedIn. Das logistische Wachstum ist die Art und Weise, wie sich Innovationen am Markt durchsetzen – das Beispiel für den Strommarkt habe ich in diesem Blogpost beschrieben (auch als Video).  Nun habe ich es auch auf die Zulassungsdaten von neuen PKWs angewandt. Daten dazu gibt es bei der IEA. 

Die Analyse gibt ein klares Bild. In China verdrängen Elektroautos die Verbrennungsmotoren mit einem gewaltigen Tempo – und folgt dabei ziemlich genau der logistischen Kurve (auch „S-Kurve“ genannt, siehe wikipedia). Auch in den USA sehen wir dies, wenn auch sehr viel langsamer.  Weltweit passiert es ebenso. 

Wenn man die Daten an die logistische Funktion fittet (unten ist dies genauer beschrieben), dann können wir diese Trends in die Zukunft interpolieren. Das ist in der Graphik durch die helleren Kurven gezeigt. Und können damit abschätzen, wie sich diese Trends in naher Zukunft fortsetzen sollten. Wir sehen – in China wird der Anteil von Verbrennungsmotoren bei Neuzulassungen auf etwa 2% sinken, also praktisch verdrängt worden sein. Weltweit dauert es etwas länger, aber der Trend ist der Gleiche – bis 2035 wird es praktisch keine Nachfrage mehr nach Verbrennungsmotoren geben.

Und in Deutschland? Dort folgte die Verdrängung des Verbrennungsmotors auch erst dem logistischen Wachstum – bis Anfang der 2020er die Populisten der FDP von sogenannter „Technologieoffenheit“ Verunsicherung verbreitet haben und die Entwicklung ausgebremst haben. Was für ein fataler Einfluss von Politik und dummen Gerede! Das logistische Wachstum ist auf jeden Fall gestört, Deutschland ist auf dem Weg, noch weiter hinterher zu hinken, auch wenn es dieses Jahr wieder besser aussieht, die Zulassungszahlen für Elektronautos sind wieder gestiegen.

Was ich daraus mitnehme: Elektromobilität setzt sich im rasanten Tempo durch, die Beschreibung durch logistisches Wachstum fasziniert mich weiterhin, und für Deutschland liefert es ein erschreckendes Bild, wieviel Schaden Politik anrichten kann und damit unsere Zukunftsfähigkeit zerstört.

Extrapolation von logistischem Wachstum

Am Ende möchte ich noch kurz erklären, wie ich die Analyse zum logistischen Wachstum gemacht habe. Dazu habe ich die Daten der IEA genommen und wie folgt verarbeitet:

1. Den prozentualen Anteil N/K von neuzugelassenen Elektroautos N an der Gesamtzulassung K bestimmt
2. Das Verhältnis von N/(K–N) gebildet, also das Verhältnis von neuen Elektroautos zu neuen Verbrennern.
3. Das Verhältnis mit dem Logarithmus transformiert.
4. Die lineare Regression von LOG(N/(K – N)) vs. Zeit gerechnet. Diese Regression in der Form y = a + b * x ist die Basis für die Extrapolation in die Zukunft. 
5. Die lineare Regression mit der Exponentialfunktion wieder in ein gefittetes Verhältnis N‘/(K–N‘) = EXP(a + b * x) überführt. 
6. Das Verhältnis wieder in den Anteil zurückgerechnet: N‘/K‘ = c/(1 + c), wobei c = N‘/(K – N‘) ist.